Vorstellung: Manfred Sprenger – V35 Bergmeister

Mein Name ist Manfred Erich Sprenger und meine Eltern (die schon mit einer Aero unterwegs waren) wollten, dass ich in einem total Victoria-verseuchten Dorf aufwachse. Im Taunus, etwa 12 km östlich von der weltbekannten Loreley am Mittelrhein entfernt, findet man Miehlen. Dreimal schon war hier der Nabel der Victoria-Welt bei den Jahrestreffen 1995, 2005 und 2015.Anfang der Fünfziger Jahre hatte ein umtriebiger Victoria-Händler hier seine Werkstatt. In fast jedem Schuppen oder Scheune war eine Victoria zu finden, entweder ein Moped oder eine Aero. Als Jungs hatten wir keine Nachschubprobleme wenn wir Zweiräder suchten um damit über die Feldwege zu brettern, dann schon eher mit dem Geld für den Sprit. Man könnte heute heulen, wenn man darüber nachdenkt was mit dem Zweirad-Material für einen Unsinn getrieben wurde. War eine kaputt, gab`s die Nächste, entweder geschenkt weil sie ja eh weggeschmissen worden wäre oder für 5 Mark wenn der Besitzer geschäftstüchtig war. Wir reden von der Zeit Anfang der Siebziger, da hat sich noch kein Mensch für alte Motorräder interessiert nur weil sie alt waren, sondern nur weil sie billig zu haben waren.Eine Bergmeister war eher selten aufzutreiben, weil neu schon teuer. Und gerade das Besondere ist es, was mich schon immer begeistert hat, mit allen Freuden und Leiden. Als ich dann endlich meine ersten beiden Bergmeister im Paket als komplette Schrotthaufen nach Hause überführt hatte, das war so Ende der Siebziger Jahre, ging das Drama los. Es gab keine Ersatzteile um das Motorrad aufzubauen und selbst aus beiden Fragmenten konnte man keine fahrbereite V35 auf die Räder stellen. Also kam alles in die Ecke, kommt Zeit kommt Rat.

Der Rat kam, als ich eines Tages durch puren Zufall die Möglichkeit hatte den Bestand eines ehemaligen Nürnberger Victoria-Händlers aufzukaufen. Von da an ging`s voran. Die Teileprobleme waren keine mehr und die erste V35 wurde mit Begeisterung bewegt. Als ich von dem Victoria-Treffen in Idar.Oberstein erfahren hatte, bin ich natürlich sofort hingefahren. Dort habe ich nette Menschen kennengelernt die genauso Victoriaverrückt sind wie ich und mit denen ich heute noch befreundet bin.Auf dem Treffen hat sich auch ergeben was heute noch immer Bestand hat. Das Info-Heft der Interessengemeinschaft, in der Form wie es heute erscheint, habe ich von Anfang an gemacht. Wer wie ich seine Brötchen als Schriftsetzermeister (noch gelernt wie zu Gutenbergs Zeiten) verdiente und heute als Grafiker arbeitet, für den bringt es der berufliche Ethos mit sich das Info-Heft in Form zu bringen. In Form bringen deshalb, weil es jedesmal ein großes Puzzle ist, das auf vielen Seiten zusammengesetzt wird und man am Anfang nie weiß was daraus wird.

Das ich von Anfang an Typreferent für die V35 Bergmeister wurde ergab sich fast von selbst. Nach über 30 Jahren Bergmeisterschrauben und -sammeln gibt es an diesem Motorrad keine Geheimnisse mehr.Wer sich so tief in das Victoria-Thema eingräbt wie ich, begeistert sich noch für andere Modelle. In der Zeit vor dem großen Krieg gab es bei Victoria eine weitaus größere Modellpalette und da mir die Viertakter und dabei im speziellen die 350er besonders gefallen, lag es nahe sich damit tierschürfender zu beschäftigen.Die KR 35 Pionier liegt mir genauso am Herzen wie die V35, weil es ein Motorrad mit einer ganz besonderen Entstehungsgeschichte ist und das Fahren damit großen Spaß macht. Wenn man bei den 350ern noch ein Modell zurück geht kommt man zur KR 35 S, ein ebenso interessantes wie seltenes Modell. Für beide Victoria-Modelle bin ich von Beginn der IG an Typreferent und ich lerne immer noch dazu, weil man sich das Wissen zu diesen beiden Modellen praktisch selbst „erschrauben“ muss.

Das meine Frau Renate liebend gerne mit ihrem Pionier-Gespann unterwegs ist freut mich ganz besonders. Ohne ihre Unterstützung hätte sich das Hobby Victoria niemals so entwickeln können wie es bei uns gelebt wird. Das in unserem Freundeskreis in Miehlen mittlerweile viele Victorias quer durch alle Baujahre unterwegs sind hat sich über viele Jahre ergeben – warum wohl?Unsere Jungs fangen langsam an, das Thema „alte Moppeds“ für sich zu entdecken und es wäre schön, wenn die nächste Generation auch mit Begeisterung Victoria schraubt und fährt – es muss ja weitergehen. Gloria Victoria!